Über mich

Hi, ich bin…

… Sarah Bentzen und ich bin Coach für Selbstliebe und Intuition. Ich bin studierte Stoffwechselexpertin aus Karlsruhe und staatlich geprüfte Ernährungsberaterin für intuitive Ernährung.

Doch bevor ich Coach wurde, kannte ich jahrelang nur ein Thema: meine Figur, meinen Körper, mein Gewicht. Bis ich verstand, was ich wirklich brauchte: bedingungslose Selbstliebe!

Ich hatte solch einen 

Hunger auf Leben

Bis zum Alter von 13 Jahren war ich mit mir im Reinen. Ich spielte Badminton oder turnte im Verein. Ich hatte Freude an der Bewegung, und machte mir nicht viele Gedanken über das, was ich aß. Aber dann kam ich in die Pubertät und mein Körper begann sich zu verändern und ich wurde weiblicher. Eines Abends vor dem Fernseher zeigte meine Mutter auf angehende Models einer gewissen Show und sagte halb im Scherz: „Wenn wir uns ein bisschen Mühe geben, dann können wir auch so aussehen.“ Das saß und es stachelte meinen Ehrgeiz an. Ich war sehr leistungsorientiert, ging auf Wettkämpfe und der nächste Urlaub stand auch bereits an. Also nahm ich mir vor, bis zum Urlaub per „Friss-die-Hälfte“ ein paar Kilos zu verlieren. Das klappte auch, und wie: Auf einmal bekam ich von allen Seiten Komplimente, und saugte die hungrig in mich auf. Aber meine Figur blieb nicht so, als ich danach normal weiter aß. Ich nahm wieder zu. Damit begann ein Teufelskreis, wie ihn viele Mädchen und Frauen kennen:  

Ich begann streng Kalorien zu zählen, versuchte mich auf 1200 Kcal pro Tag zu beschränken – eigentlich der Bedarf eines Kleinkindes – , fuhr mein Sportprogramm hoch auf zwei Mal Badminton und zwei Mal Laufen pro Woche plus tägliches Kurztraining.

Wenn ich vor lauter Hunger die Kontrolle verlor und am Familientisch zwei, drei Mal Nachschlag nahm, hieß es: „Nun schling doch nicht so!“, und ich schämte mich in Grund und Boden.

Niemand hat verstanden, was wirklich mit mir los war: Dass ich enorm getrieben war, weil ich dachte, nur liebenswert zu sein, wenn ich überall Leistung bringe, beim Sport, in der Schule, wenn ich noch ein Ehrenamt übernehme, noch einen Zusatzjob abreiße, noch schlanker werde. Einfach nur zu sein, das schien mir zu wenig. Immerzu habe ich meine Gefühle unterdrückt, um zu funktionieren. Das hat so viel Energie gekostet, dass die innere Leere in mir immer größer wurde. Keiner hielt mich für essgestört, auch ich nicht: Ich hatte zwar Gewichtsschwankungen, aber war weder besorgniserregend dünn noch habe ich erbrochen, um schlank zu bleiben. Dass ich manchmal völlig apathisch aus dem Schulbusfenster starrte, mich in runderen Phasen vor Scham von meinen Freunden zurückzog, fiel niemandem auf.

Das Thema Ernährung wollte ich bis ins letzte Detail verstehen, um das alles was ging rauszuholen und somit wechselte ich auf ein ernährungswissenschaftliches Gymnasium und schrieb mein Abitur in Ernährungslehre. Natürlich mit 15 Punkten, ich wollte ja perfekt sein. Und damit noch nicht genug, wählte ich Chemische Biologie auch als Studienfach. Mein Körper war zu der Zeit schon so aus dem Gleichgewicht, dass mir mehrere Autoimmunkrankheiten diagnostiziert wurden, an Darm und Schilddrüse. Trotzdem ging ich 2018 für ein Auslandssemester nach Barcelona. Das Leben dort ließ sich ganz gut an, auch, weil es in unserer Gemeinschaftsunterkunft keine Waage gab, aber irgendwann entdeckte ich doch eine in der Garderobe und war fortan wieder ständig mit meinem Gewicht beschäftigt. Meine Mitstudierenden gingen an den Strand zum Baden, abends zum Tanzen, ich beschäftigte mich derweil mit Trainings- und Ernährungskonzepten, Clean Eating, Paleodiät und versuchte meine Autoimmunerkankungen mit meiner Ernährung zu heilen. Als hätte man nur unterhalb einer bestimmten Zahl von Kilos ein Anrecht auf Genuss und Freude.

Bis zu diesem Tag, an dem ich mit einer Laborkollegin in die Mittagspause ging und ihr auffiel, mit welch sehnsüchtigen Blicken ich ihr Lunchpaket anstarrte, ein appetitliches Sandwich und einen Salat. Während ich mir etwas Chiasamen mit Wasser angerührt hatte, die erste Mahlzeit des Tages. Dann sagte ich den Satz, der alles veränderte: „Isn’t it sad to always be hungry in life?“ – „Ist es nicht traurig, immer hungrig durchs Leben zu gehen?“ Da wurde mir auf einmal klar, dass der Hunger in mir nicht nur körperlich ist. Und dass ich vor lauter Angst, nicht zu genügen, das Leben verpasse. Ich fragte mich: Kann ich das auf Dauer durchhalten? Will ich das überhaupt?

Die Bemerkung legte einen Schalter um, aber es ist nicht so, dass dadurch von allein alles besser wurde. Als ich zurück nach Deutschland kam, verfiel ich in eine tiefe Depression, setzte den Master-Abschluss in den Sand, wurde runder denn je, weil mein Stoffwechsel so auf Hunger programmiert war, dass ich schon von kleinen Mengen zunahm. Doch dann kam der nächste Kipppunkt. Eines Abends saß ich heulend zwischen meinen Klamotten, ich war auf eine Party eingeladen und fand nichts, in dem ich mich mochte. Plötzlich hatte ich wieder die Worte aus Barcelona im Ohr. Und ich fragte mich: Wie kann ich endlich aufhören, gegen mich selbst zu kämpfen? Ich hatte solch einen Hunger endlich zu leben!

Am Ende haben mir dabei mehrere Dinge geholfen: ganz praktisch ein Buch über „Intuitives Essen“, mit dem ich gelernt habe, die Signale meines Körpers besser wahrzunehmen, ein Podcast über Körperakzeptanz, ohne das Ziel, abzunehmen, vor allem aber die Meditation. Bei meiner ersten Sitzung fühlte ich ein Prickeln vom Herzen her, als würde ich innerlich auftauen und damit auch alle Gefühle, die ich buchstäblich in mich hineingefressen hatte. Die schwierigen wie Angst und Überforderung, aber auch Glück und Dankbarkeit. All mein theoretisches Wissen über Nährstoffe und Kalorienangaben hatte nicht das Verständnis für mich selbst ersetzen können. Ich musste erst den Schmerz und die Selbstzweifel anerkennen, die hinter meinem Essverhalten stecken.

Von da an begann ich, die Signale meines Körpers ganz anders wahrzunehmen. Als ich aus Vernunftgründen einen Job im Labor annahm, der mich nicht glücklich machte, bekam ich Migräne und kündigte kurzentschlossen wieder und lies mir zur staatlich geprüften Ernährungsberaterin für intuitive Ernährung ausbilden. Ich merke, wie entlastend es ist, wenn Klientinnen an mir sehen: Oh, das geht, diesen Job haben und trotzdem Kleidergröße 46 tragen? Auch mein Verständnis von Attraktivität hat sich geändert. Wahrhaft schöne Menschen sind doch solche, die erfüllt sind, die von innen heraus strahlen. Wenn ich dafür Komplimente bekomme, ist das die schönste Art von Seelennahrung. Und wenn selten genug doch einmal jemand eine Bemerkung über meine Figur macht, perlt das meist einfach an mir ab. Ich denke: Das ist dein Thema, nicht meins. Ich gebe in Gedanken das Päckchen zurück, verweigere die Annahme.

Auch die Freude an der Bewegung ist zurück. Ich bewege mich heute aus Freude und gehe wieder schwimmen, bin eins mit mir, ohne Leidens- und Leistungsdruck. Mit der Vergangenheit hadern bringt nichts, Schuldzuweisungen auch nicht. Vielleicht habe ich all diese Jahre voller Leere und Schwere gebraucht, um mich so annehmen zu lernen, wie ich bin. Nur eines muss ich bei Gelegenheit nachholen: meiner Laborkollegin aus Barcelona sagen, was meine Worte mit mir gemacht haben.

 

Text Erstveröffentlichung: DIE ZEIT / Christ & Welt 16/2022, Protokoll von Verena Carl

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